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Die Schleiereule (Tyto alba)

Die etwa 35 cm große Schleiereule verdankt ihren Namen ihrem auffällig herzförmigen, hellen Gesichtsschleier, der sich vom übrigen meist ockergelben Gefieder abhebt. Insgesamt ist die Eule im Vergleich zu anderen heimischen Eulenarten sehr hell und durch ihr markantes Aussehen gut zu erkennen.

Schon im Mittelalter hat die Schleiereule die traditionelle bäuerliche Landwirtschaft mit den angrenzenden Dörfern und Gehöften für sich als Lebensraum entdeckt. In abwechslungsreichen Agrarlandschaften findet sie das ganze Jahr über reichlich Beute. Wie alle unsere Eulenarten jagen Schleiereulen in der Dämmerung und im Dunkel der Nacht überwiegend Mäuse und Ratten.

Als Tagesquartier nutzt die Art überwiegend Scheunen, alte Stallungen und andere Gebäude wie z.B. Kirchtürme in ländlicher Umgebung. Dort findet auch das Brutgeschäft statt, an dem sich beide Geschlechter beteiligen. Schleiereulen brüten in dunklen, geräumigen Nischen in Gebäuden, die eine geeignete Öffnung nach außen haben. Dort legt das Weibchen ab April/Mai 4-7 weiße Eier im Verlauf von mehreren Tagen ab. Da die Eier immer sofort bebrütet werden, schlüpfen die Jungen auch asynchron. Wie viele Küken überleben, hängt jeweils vom Nahrungsangebot ab. Die Jüngsten werden nur großgezogen, wenn im Frühjahr günstige Bedingungen herrschen. Die Brut- und Nestlingszeit dauert jeweils etwa einen Monat. Noch während sie im Nest sind flattern die Jungeulen umher und üben die ersten Jagdtechniken.

Die Bestände der Schleiereulen unterliegen großen Schwankungen und hängen stark von der Populationssituation ihrer Beutetiere ab. In guten Jahren, in denen es besonders viele Mäuse gibt, können Schleiereulen bis zu dreimal brüten. Die Brutpaare bleiben meist ein Leben lang zusammen und sind äußerst standorttreu.

Trotz ihrer hohen Anpassungsfähigkeit leidet die Schleiereule, wie viele andere Tier- und Pflanzenarten der freien Feldflur auch, unter den drastisch veränderten landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsweisen. Ihre Beute wird knapper und ist in Raps- oder Maisfeldern schwer aufzuspüren. Regelmäßig beweidete oder gemähte Futterflächen, auf denen sich die kleinen Nager aufhalten und die für die Eulen leicht erreichbar sind, werden auch in unserer Region immer seltener.

Neben dem generellen Mangel an geeigneten Brutplätzen sowie beweidetem oder gemähtem Grünland sind die Bestände der Schleiereulen zusätzlich bedroht durch den zunehmenden Straßenverkehr sowie durch das häufige Auslegen von Giftködern gegen Ratten und Mäuse.

Nur dank dem Einsatz ehrenamtlicher Naturschützer, die mit Landwirten und Kirchengemeinden zusammenarbeiten und viele geeignete Standorte, an denen es an Brutplätzen mangelt, mit Nistkästen versorgen, ist die Bestandsentwicklung in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis in den letzten Jahrzehnten wieder einigermaßen zufriedenstellend. In den Randbereichen der Stadt und im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis leben aktuell etwa … Schleiereulen. Da ein einziger Vogel bis zu 5 Mäuse pro Tag vertilgen kann, zählt die Art auch heute noch zu den wichtigsten Nützlingen in ländlichen Regionen.