NABU-Biotoppflege-Team im Naturschutzgebiet Dünstekoven/Swisttal Praktische Naturschutzarbeitzum Erhalt unserer Kulturlandschaft

Seltene Extremlebensräume

Anlage und Pflege von Wildkrautäckern

Die Erhaltung der an den Lebensraum Acker angepassten Tier- und Pflanzenarten erfordert eine gezielte, extensive Bearbeitung des Bodens. Durch regelmäßige Pflege und Aussaat von Wildkräutern werden wertvolle Rückzugsräume für viele bedrohte Arten geschaffen.

Äcker sind Extremlebensräume. Für Wildpflanzen ist der jährliche Umbruch ein einschneidendes Problem. Und die häufigen Störungen durch auf ihnen arbeitende Menschen – Pflügen, Aussaat, Düngung, Pflege, Ernte – machen Äcker zu einer Herausforderung für alle hier vorkommenden Tier- und Pflanzenarten. Und dennoch hat sich eine ganz eigene und hoch spezialisierte Gemeinschaft von Tieren und Pflanzen in diesem extremen Lebensraum eingefunden. Die Tiere, die auf Äckern leben, sind Arten der Offenlandschaften. Feldlerchen, Rebhühner, Wachteln, Hamster und Feldhasen haben ursprünglich in Steppen gelebt.

Die einjährigen Pflanzenarten, die mit dem jährlichen Umbruch zurechtkommen, stammen ursprünglich aus dynamischen Flussauen oder aus dem Mittelmeerraum, wo sie der sommerlichen Hitze und Trockenheit durch ihre kurze Lebensdauer entkommen. Sie keimen im Herbst oder Frühling und blühen im Frühsommer, bevor sie im Sommer absterben. Damit sind sie perfekt an den Rhythmus des Ackerbaus angepasst und haben diesen neuen Lebensraum als Kulturfolger für sich erobert. Mit der industriellen Landwirtschaft verschwindet dieser Lebensraum nach und nach. Fast alle typischen Arten der Äcker sind heute gefährdet.

  • Durch zielgerichtete Aussaat die Wirkung des Newsletters verstärken
  • Regionales Saatgut für einen Wilkdkrautacker des NABU Bonn
  • Pflügen des NABU-Wildkrautackers in Bornheim-Sechtem
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Der NABU Bonn pflegt zwei Wildkrautäcker, auf denen Dutzende heute fast gänzlich verschwundene einjährige Pflanzenarten überdauern dürfen. Das bedeutet für uns vor allem eines: Viel Arbeit! Die Flächen müssen im Herbst zuerst gemulcht, dann gepflügt und danach mit einer Fräse glattgezogen werden. Je nachdem wird zu diesem Zeitpunkt auch Saatgut ausgebracht. Hier keimen dann die sogennanten "winterannuellen Arten", die im Herbst zu wachsen beginnen, den Winter überdauern und im Frühling blühen. Im Frühjar wird oft ein Teil der Flächen ernuet gefräst, um den Arten Platz zu schaffen, die erst im Frühling keimen und später im Jahr blühen.

Während des Sommers steht nicht nur die Samenernte an, sondern es gilt auch Kratzdisteln oder andere zu üppig wachsende Arten in die Schranken zu weisen. Ackerwildkräuter sind empfindlich und können sich gegen mehrjährige Arten nicht durchsetzen. Und sobald der Sommer vorüber ist, muss auch wieder der Pflug anrücken.