Wildkrautacker mit Kornblumen und Klatschmohn Neuer Lebensraumfür seltene Wildkräuter

Ein Platz für seltene Ackerwildkräuter

Wildkrautäcker

Äcker sind Extremlebensräume. Ein Großteil des Jahres wächst hier nichts oder nur wenig – nur im Sommer stehen Feldfrüchte hoch genug, um Tieren zumindest etwas Schutz zu bieten. Für Wildpflanzen ist der jährliche Umbruch ein einschneidendes Problem. Und die häufigen Störungen durch auf ihnen arbeitende Menschen – Pflügen, Aussaat, Düngung, Pflege, Ernte – machen Äcker zu einer Herausforderung für alle hier vorkommenden Tier- und Pflanzenarten.

Und dennoch hat sich eine ganz eigene und hoch spezialisierte Gemeinschaft von Tieren und Pflanzen in diesem extremen Lebensraum eingefunden. Die Tiere, die auf Äckern leben, sind Arten der Offenlandschaften. Feldlerchen, Rebhühner, Wachteln, Hamster und Feldhasen haben ursprünglich in Steppen gelebt. Jahrtausende lang waren Äcker reichhaltige und bunte Lebensräume.

Die einjährigen Pflanzenarten, die mit dem jährlichen Umbruch problemlos zurechtkommen, kommen entweder aus dynamischen Flussauen oder aus dem Mittelmeerraum, wo sie der sommerlichen Hitze und Trockenheit durch ihre kurze Lebensdauer entkommen. Sie keimen im Herbst oder Frühling und blühen im Frühsommer, bevor sie im Sommer absterben. Damit sind sie perfekt an den Rhythmus des Ackerbaus angepasst und haben diesen neuen Lebensraum als Kulturfolger für sich erobert.

  • Artenreicher Wildkrautacker
  • NABU-Schlepper beim Grubbern eines Wildkrautackers.
  • Der Acker-Rittersporn (Consolida regalis) ist im Rhein-Sieg-Kreis in freier Natur bereits ausgestorben.
  • Der Klatschmohn (Papaver rhoeas) ist so etwas wie die
  • Die Kornblume (Centaure cynaus) war einst eine der häufigsten Pflanzen auf unseren Äckern und ist heute in ihrem Bestand bedroht.
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Die industrielle Landwirtschaft zerstört diesen Lebensraum nach und nach. Kunstdünger und enger Saatreihenabstand verdrängen die lichthungrigen Arten, effektive Herbizide töten alles ab, was unerwünscht ist. Moderne Erntemaschinen lassen kein Korn übrig, üppige Wegraine werden zugunsten noch größerer Erträge untergepflügt. Fast alle typischen Arten der Äcker sind heute gefährdet.

Der NABU Bonn pflegt zwei Wildkrautäcker, auf denen Dutzende einst häufige und heute fast gänzlich verschwundene einjährige Pflanzenarten überdauern dürfen.

Neben noch relativ häufigen Arten wie Klatsch-, Saat- und Sandmohn, Gemeine Kamille und Acker-Hundskamille wachsen auch Seltenheiten wie Gefurchter Feldsalat, Acker-Hahnehnfuß, Acker-Kerbel und Roggen-Trespe. Mit der Ranken-Platterbse und dem Acker-Rittersporn haben wir auch zwei Arten in Kultur, die bei uns in freier Natur bereits gänzlich verschwunden sind.